Description:
Mit der Vertreibung der spanischen Muslime im 16. Jahrhundert endet eine nahezu acht Jahrhunderte währende Phase des Zusammenlebens zwischen Christen, Juden und Muslimen in Europa. Das von den ‚katholischen Königen‘ im Zuge der christlichen Rückeroberung erlassene Edikt von 1609, in Folge dessen mehr als 200.000 zwangsbekehrte Muslime, die sog. Moriscos, das Land verlassen mussten, ist der Versuch, eine ethnische Homogenität im Zusammenhang mit der Herausbildung des spanischen Nationalstaates herzustellen. In der Literatur der damaligen Zeit werden die vertriebenen Muslime jedoch gerade nicht als das kulturell ‚Andere‘ beschrieben. Der Vortrag befasst sich mit der Figur des Morisken und dem schwierigen Verhältnis zwischen dem Eigenen und dem Fremden in spanischen Texten des 16. Jahrhunderts.